Wer eine Frau begehrlich ansieht: Liebesroman (German Edition) by Karl Plepelits

Wer eine Frau begehrlich ansieht: Liebesroman (German Edition) by Karl Plepelits

Autor:Karl Plepelits [Plepelits, Karl]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-08-30T16:00:00+00:00


35

Ich weiß zwar nicht, wie arme Sünder dreinschauen. Aber für unbeteiligte Betrachter muss meine Miene reichlich komisch gewirkt haben. Jedenfalls hörte ich plötzlich ein amüsiertes Kichern aus weiblicher Kehle. Automatisch wandte ich mich nach der Quelle des Kicherns um und entdeckte zu meinem Verdruss in einiger Entfernung eine Dame aus meiner Gruppe. (Zum Kuckuck, wie hieß sie nur schnell?) Sie lachte mich aus oder vielleicht auch nur an, und als sie meinen Blick gewahrte, begann sie auf mich zu zu marschieren.

„Nichts für ungut, Herr Reiseleiter“, flötete sie, als sie bei mir anlangte, „aber ...“

Und nun wusste sie nicht weiter. Was für eine peinliche Situation!

Aber dann wusste sie doch weiter. „War nicht bös gemeint.“

„Ich bitte Sie“, stammelte ich mit bemühter Höflichkeit. „Sie brauchen sich doch nicht zu entschuldigen.“

„Nein?“, flötete sie und strahlte mich an.

„Im Gegenteil. Es tut gut, zur Abwechslung in ein fröhliches Gesicht zu blicken.“

Ihr Gesicht wurde schlagartig noch fröhlicher, und das Strahlen ihrer Augen verstärkte sich enorm. Aber zu sagen wusste sie nichts mehr.

„So geht's halt einem Reiseleiter. Drum ist er ja für jedes fröhliche Gesicht dankbar. Besonders wenn es so hübsch ist wie das Ihre.“

Diese Bemerkung bedauerte ich zwar schon im selben Moment, wo sie dem Gehege meiner Zähne entfloh. Ich hatte ja nie vor, mir mit dieser Dame (verdammt, wie hieß sie doch gleich?) etwas anzufangen, zumal sie mit Ehemann unterwegs war; so viel wusste ich immerhin. Aber sie, die kecke, oder sagen wir, freimütige Bemerkung, war mir einfach herausgerutscht, dem Gehege meiner Zähne entflohen, ohne zuvor in meinem Willenszentrum um Erlaubnis anzufragen.

Die Augen der Dame strahlten noch stärker, ihre Wangen röteten sich lieblich, wodurch sie erst recht zum Anbeißen aussah. „Oh, danke. So ein nettes Kompliment hab ich jetzt schon lang nicht mehr gehört.“

„Na, wenn's wahr ist.“

„Hm“, sie zögerte, blickte sich um, „eigentlich wollte ich gerade zu einem Abendspaziergang aufbrechen und mir ein wenig das nächtliche Brüssel anschauen. Mein Mann hockt lieber im Fernsehraum und schaut sich irgend so ein Fußballmatch an. Ist es sehr unverschämt von mir, wenn ich Sie frage, ob Sie zufällig ...“

Sie verstummte abrupt und errötete noch lieblicher.

„Fernsehen möchten?“, ergänzte ich ihre unvollendete Frage im Scherz. Mir war schon klar, worauf sie hinauswollte.

Verlegen lächelnd, schüttelte sie den Kopf und blieb stumm.

„War nur ein Scherz. Sie meinten natürlich, ob ich zufällig einen Beschützer für Sie wüsste, der Sie sicher durch die Gefahren einer nächtlichen Großstadt ...“

Sie nickte heftig.

„O ja, wüsste ich. Ihren Reiseleiter zum Beispiel. Wie finden Sie diesen Vorschlag?“

„Wunderbar. Aber bitte wirklich nur, wenn es nicht allzu unverschämt von mir ist.“

„Im Gegenteil. Ich war sowieso gerade auf dem Sprung, einen Spaziergang zu unternehmen, um mich in der Stadt ein bisserl zu orientieren. Und wenn ich Sie begleiten darf, freut mich das außerordentlich.“

Und das meinte ich sogar ganz ehrlich. Denn der Ärger über Karins Verhalten war mir mittlerweile vom Bauch, wo er entsprossen war, in den Kopf gestiegen. Und nun war ich froh, eine Begleiterin zu haben, die mich davon ablenken konnte.

Also verließen wir gemeinsam die Hotellobby, wo dieses Gespräch stattgefunden hatte und



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